Preppy--Er wird dich verraten by T. M. Frazier

Preppy--Er wird dich verraten by T. M. Frazier

Autor:T. M. Frazier
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: LYX.digital
veröffentlicht: 2017-03-13T00:00:00+00:00


17

Preppy

Gegenwart

Allmählich fing ich an zu glauben, dass ich nie wieder das Licht des Tages sehen würde.

Oder überhaupt Licht.

Ich wusste nicht einmal genau, wo ich gefangen gehalten wurde. Alles, was ich wusste, war, dass die Wände und der Boden aus Lehm bestanden und sich an manchen Tagen kalt und feucht anfühlten und an anderen Tagen staubig und trocken. Die Decke schien niedrig zu sein, obwohl ich sie nicht sehen konnte.

Meine Stimme hallte von den Wänden wider, wenn ich mit mir selbst sprach. »Eine Tusse kann nichts Heißeres tragen als High Heels. Das ist eine verdammte Tatsache«, plapperte ich in die Dunkelheit hinein. »Außerdem kann man sich beim Ficken an ihnen festhalten, also sind sie auch noch praktisch. Ich war es, der sie einst als ›Lenkstangen‹ bezeichnet hat.« Ich hustete Staub aus und würgte, als ich ihn wieder einatmete.

Überraschenderweise antwortete die Dunkelheit, und ein trübes Licht kam auf mich zu und wurde mit jedem Schritt heller. »Halt’s Maul, Arschloch«, murmelte Chop und leuchtete mir mit seiner Taschenlampe ins Gesicht.

»Weißt du, wenn du nicht aussähst wie Bears älterer und hässlicherer Doppelgänger, würde man nie darauf kommen, dass ihr beiden verwandt seid. Denn selbst, wenn Bear PMS und beschissene Laune hat, ist in seinem Oberstübchen immer noch alles in Ordnung.« Ich zeigte auf den grauhaarigen Mann, der hasserfüllt auf mich herabstarrte. »Sie, werter Herr … haben nicht alle Tassen im Schrank.« Ich schwankte, und vor meinen Augen verschwamm alles. Als ich eine Sekunde später wieder klar sehen konnte, sah ich Chops über mir schwebende Gestalt erst dreifach und dann wieder ganz normal.

Aber auch ein Chop war immer noch einer zu viel.

Ich stand an der Schwelle des Todes, aber trotzdem war es Chop, dessen Augen vollkommen leblos waren, abgesehen von seiner ständigen Wut. Hätte ich nicht den heftigen Wunsch verspürt, ihm mit einem Stein den Schädel einzuschlagen, hätte ich das Arschloch und seine miserable Existenz fast bedauert. Was ziemlich bescheuert war, denn schließlich war ich es, der vor seinen Füßen im Staub lag und blutete.

»Halt die Klappe, Junge! HALT EINFACH DIE SCHNAUZE!«, brüllte Chop und schlug mit der Faust gegen die Wand neben meinem Kopf.

Ich zuckte nicht einmal zusammen. Nicht, weil ich so ein harter Typ war, sondern weil meine Reflexe total im Arsch waren. An der Art, wie sich seine Nasenflügel blähten, konnte ich erkennen, dass er meine fehlende Reaktion als weiteren Akt der Missachtung wertete. Er schluckte kräftig, als müsste er sich zurückhalten. Meiner Meinung nach war das eine verdammte Premiere für diesen sadistischen Bastard.

Ein paar Sekunden lang starrten wir uns gegenseitig an. Wenn das Arschloch ausprobieren wollte, wer den stärkeren Willen hatte, dann würde er verlieren, weil es für mich sowieso keinen anderen Platz als die Hölle gab, und im Grunde war ich mir ziemlich sicher, dass ich dort schon gelandet war.

Schließlich schlich sich ein Grinsen in sein Gesicht und vertiefte die Falten um seine Augen noch. Er schien zufrieden zu sein, dass ich tat, was er wollte, das heißt, ich hielt die Klappe und blutete. Er wandte sich zum Gehen.

Aber er hatte sich geirrt.



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